Die keltische Kultur


Anders als die Griechen haben wir Kelten keine nennenswerten schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen, obwohl wir sogar mehrere unterschiedliche Alphabete zur Verfügung hatten:

das griechische Alphabet  
das lateinische Alphabet  
das germanische Runen-Alphabet (Futhark)  
das Ogham-Alphabet  

Daneben nutzten wir noch weitere Schriften unserer Nachbarn und Handelspartner, denn Schrift wurde bei uns eigentlich nur zu kaufmännischen Zwecken genutzt.

Aufgrund der fehlenden schriftlichen Aufzeichnungen sind die religiösen oder philosophischen Überlegungen unserer Gelehrten (Druiden) leider für euch weitestgehend verloren gegangen. Aber die antiken Aufzeichnungen zum Beispiel von Poseidonios und Cicero lassen erkennen, dass unsere Gelehrten sich durchaus auf Augenhöhe mit den antiken griechischen Philosophen befanden. Clemens von Alexandria hat sogar die Meinung vertreten, dass Pythagoras Lehren unserer Druiden übernommen hat.

Immerhin ist aber bis in eure Zeit überliefert, dass wir einen der ältesten Kalender Europas, den Kalender von Coligny in gallischer Sprache aufgeschrieben haben.

In der Numismatik unserer Münzprägungen wird ein Übergang von einer, an den Vorstellungen der schamanistischen Religionen der nomadisch lebenden Vorfahren orientierten lunaren Weltsicht hin zu einer, für die sesshaften Bauern wichtigen solaren Weltanschauung erkennbar. Dies hat sich gleichzeitig auch in der Entwicklung der religiösen Vorstellungen abgebildet, wie ihr das analog zu den zeitgleich verbreiteten Religionen der Griechen und Römer als pantheistische Naturreligion erkennen könnt.

Übergeordnet und damit auch verbindend, gab es in all unseren Stämmen einige große und viele untergeordnete Gottheiten wie zum Beispiel:

• Lug / Lugh (Gott des Lichtes, der Sonne und der Künste)
• Cernunnos (gehörnter Gott, Herrscher über alle Tiere)
• Taranis (Gott des Donners und der Blitze, Kriegsgott)
• Brighid (Muttergottheit)

Alle Götter wurden in Heiligtümern und an besonderen Plätzen in der Natur verehrt und finden Parallelen in den römischen Glaubensvorstellungen, aber auch in der späteren nordischen Mythologie, die euch durch die Wikinger bekannt ist. Häufig sind auch in der christlichen Religion parallele Vorstellungen zu finden, sodass in den unterschiedlichsten Religionen religionsgeschichtliche „Nachfolger“ unserer keltischen Göttergestalten zu erkennen sind, ebenso, wie in euren Informationen über unsere Religionsvorstellungen Anteile schamanistischer Naturreligionen erkennbar werden.

Es zeigt sich aber vor allem auch, dass unsere Völker erfinderische und künstlerische Leistungen vollbracht haben, die denen anderer Hochkulturen in nichts nachstehen und, die bis in eure Zeit einen Einfluss auf die Zivilisation und Kultur in Europa haben. So bleiben euch von uns:

– viele keltische Namen für Flüsse und Orte
• z. B. Rhein, Ruhr, Lahn, Main, Donau
• z. B. London, Genf, Bonn, Mainz, Volkach (dort lebte der Stamm der Volcae / Volken)

– Sprache, Kunst und Literatur
• Gälische Sprachen, die auch in eurer Zeit noch gesprochen werden: Irisch, Schottisch, Manx, Walisisch, Kornisch und Bretonisch
• Griechische und römische Statuen von unseren keltischen Kriegern
• Kunstwerke von keltischen Künstlern, Münzen und Grabbeigaben
• Asterix und Obelix von den Nachfahren unserer gallischen Stämme

– Mode
• Hose und Mantel, wie sie bis in eurer Zeit mit geringen Veränderungen getragen werden
• Karierte Stoffe
• Pflanzenfarben zum Färben von Fasern und Stoffen

– Technische Innovationen, die bis in eure Zeit teilweise nahezu unverändert in Gebrauch sind
• Zweiachsiger Wagen
• randloser Eisenreifen
• Weiterentwicklung des Pferdegeschirrs
• Weiterentwicklung der Glasherstellung
• Verbreitung der Töpferscheibe
• Eiserne Hakenpflüge
• Eggen zur Bodenbearbeitung
• Verbesserte Eisenlegierungen für Waffen und Werkzeuge
• Vermutlich auch das Kettenhemd und die Vorläufer des späteren römischen Gladius

– Landwirtschaftliche Innovationen, die teilweise bis in eure Zeit noch angewandt werden
• Übergang von der Rillen- zur heute noch gebräuchlichen Breitsaat
• Wechsel von Getreidebau- und Weidephasen
• Düngung der Flächen mit Dung und Mergel
• Erweiterung der Pflanzenpalette:
‣ Roggen und Hafer: sekundäre Kulturpflanze
‣ Färberpflanze Waid
• beginnende Hühner- und Gänsehaltung
• Ausbau der Viehwirtschaft
• Ausbau der Milchverarbeitung
• Herstellung gesalzener Butter und deren Export
• Pökelfleisch vom Schwein

Fernhandel betrieben wir Kelten in unserem gesamten Siedlungsgebiet und darüber hinaus. Dies wird für euch in Grabungsfunden zum Beispiel durch Münzen, aber auch durch die verwendeten Rohstoffe und die wechselseitigen künstlerischen Einflüsse belegt. So reichten unsere Handelsbeziehungen von den Atlantikküsten unseres Siedlungsraumes über den gesamten Mittelmeerraum bis nach Nordafrika und über den Nahen Osten hinweg bis in weiter östlich gelegene Gebiete. Aber auch von Nord- und Ostsee in die übrigen Gebiete, wie für euch zum Beispiel durch Bernsteinfunde nachgewiesen wurde.