Die Normannen in der Normandie


Während des 9. Jh. zogen die Wikinger (überwiegend Dänen, aber auch Norweger) durch Nord- und Mittelfrankreich. Entlang der Flüsse plünderten sie Dörfer, Städte und Klöster. Die westfränkischen Könige hatten ihnen kaum etwas entgegenzusetzen. Am Ende dieser Kämpfe stand der Vertrag von St. Clair-sur-Epte von 911 zwischen dem Normannenführer Rollo und dem französischen König Karl dem Einfältigen: In diesem Vertrag wurde festgehalten, daß die Normannen Christen werden, Karl den Lehnseid leisten und die Küsten vor anderen Normannen schützen sollten. Als Gegenleistung erhielten sie die Normandie als Lehen und Siedlungsgebiet.


Aufbau eines neuen Herzogtums

Was den Normannen im 10. und 11. Jh. gelang, war der Aufbau eines fast selbständigen Herzogtums von hoher kultureller Qualität. Sie bauten sehr viele Kirchen und Klöster und beschenkten sie reich. So wurde die Abtei Mont St. Michel restauriert und ausgebaut. Schon bald blühte in der Normandie eine reichhaltige Klosterkultur: Die normannischen Klöster waren ein Ort der Gelehrsamkeit, Frömmigkeit und Gottesfurcht, aber auch der Reform. Sie wurden Vorbild für viele Klöster in Frankreich. Trotz aller Zeichen kultureller Religiosität blieben die Normannen auch auch Krieger und Kämpfer, gefürchtet in ganz Europa. Innere Unruhen, Freude an Entdeckungen und politische Unzufriedenheit waren es auch, die viele wieder hinaus in die Welt trieben.


Herrschaftsform des Herzogs der Normandie (10.Jh.)

In der ersten Hälfte des 10.Jh. vollzog sich ein radikaler Wandel von den gleichberechtigten Teilnehmern einer Wikfahrt zur zentralen Herrschaftsgewalt des Normannenherzogs. Anders als im restlichen Mitteleuropa, lag die Macht nicht verteilt in vielen Händen (Lehenswesen), sondern sie lag zentral in der Hand des Herzogs. Ohne lehensrechtliche Bindungen und mit zentraler Verwaltung herrschte er nahezu absolut. Dieser Regierungsstil wurde Vorbild für den Ausbau der Königsherrschaft in Frankreich unter Philippe Auguste (Anfang 13.Jh). Exportiert wurde dieser Stil nach Süditalien und fand seine Vollendung unter dem Staufer Friedrich II. in Sizilien.